Dresden, Juni 2008

Donnerstag, der 12. Juni, 10:55 Uhr am Kieler Hauptbahnhof. Vier Mitglieder unserer fünfköpfigen Familie brachen zur, schon fast zu einer Tradition gewordenen, jährlichen Städtereise auf. Dieses Jahr wollten wir Dresden unsicher machen. Wetter gut, Proviant üppig und viel zu viel Gepäck!

Aufgrund morgendlicher universitärer Verpflichtungen konnten wir leider erst so spät los. Der Fahrplan für diese Zeit war etwas unbequem. Wir fuhren mit der Nord-Ostsee-Bahn nach Neumünster, stiegen dort in den ICE nach Berlin und mussten in Berlin innerhalb von 14 Minuten von ganz oben nach ganz unten zum Anschlusszug. Leider hatte der ICE 10 Min. Verspätung. Die schimpfende Bahnangestellte am Gleis ignorierend ("Der hat schon abgepfiffen!") sprangen wir in letzter Sekunde in den IC Berlin-Dresden. Ist doch nicht unsere Schuld, wenn die den Zeitplan nicht einhalten.

Endlich im Hotel. Hier der Blick aus unserem Zimmer.

Eingerahmt von den Brühl'schen Terrassen, der Terrassen- und Münzgasse, direkt an der Frauenkirche und der Akademie der Künste (der alte dunkle Kasten links im Bild ist ein Teil davon) liegt es perfekt.

Rudelgucken direkt auf der anderen Seite der Elbe. Nicht zu überhören. Auch ohne TV wussten wir, wann es Tore gab.

Nach der langen Zugfahrt haben wir uns noch ein bisschen die Beine vertreten. Die Ausflugsdampfer sahen nicht nur toll aus, sie klangen auch toll. Regelmäßig dröhnten die Signalhörner durch die Stadt. Es hörte sich an wie alte Dampfloks.

Die Münzgasse mit vielen Bars und Restaurants. Am Ende der linken Häuserzeile kann man die Fassade der Frauenkirche erkennen. Der rechte Bau mit den dunkel abgesetzten Erkern ist unser Hotel.

Unsere Zimmer gingen direkt zur Münzgasse raus. Mit offenem Fenster schlafen war nicht drin. Als würde man versuchen, auf der Kiellinie zu schlafen. Also entweder Ohrenstöpsel oder Klimaanlage (Hatschi..).

Zwar nicht gerade typisch sächsisch, aber wir konnten nicht wiederstehen.

 

Das schlechte Gewissen nach der üppigen Mahlzeit trieb uns am nächsten Morgen um halb sieben in den Wellness-Bereich des Hotels.

Nach einer halben Stunde Crosstrainer war das Gewissen verstummt und wir verlegten in den Außenwirlpool.

Wäre was für den heimischen Garten!

Stärkung für den anstrengenden Tag am Frühstücksbüfett.

Stadtrundfahrt mit 2 Pferdestärken, ...

...oder mit 26 in der Trabbi-Limo.

Die Dresdner Altstadt ist relativ überschaubar.  Die meisten Sehenswürdigkeiten liegen eng beieinander. Ein paar Meter rechts von unserem Hotel starteten wir unser Kulturprogramm.

Hier links der Fürstenzug an der Außenfront des Langen Ganges vom Stallhof des Schlosses. Es ist das größte Porzellanbild der Welt aus fast 25000 Meißner Fliesen.

Der Zwinger mit seinen verschiedenen Museen. Er entstand 1710-32 unter August dem Starken. Ursprünglich war er Orangerie und Festplatz, wurde später (und bis heute) aber ausschließlich museal genutzt.

Wir haben die Rüstkammer besichtigt. Absolut sehenswert!

Die Japaner dürfen natürlich auch nicht fehlen.

Der Begriff "Zwinger" bedeutet übrigens nicht, dass hier Tiere eingesperrt wurden. Er stammt aus der Festungsbaukunst und bezeichnet den Freiraum zwischen innerer und äußerer Wehrmauer.

Das Residenzschloss der Wettiner. Es gruppiert sich um drei Höfe und wird nach Abschluss der Bauarbeiten zahlreiche Museen beherbergen.

Der Baukran im Hintergrund ist bezeichnend für die Altstadt, es reiht sich Baustelle an Baustelle. Es werden keine Kosten und Mühen gescheut, den alten Glanz wieder herzustellen.

 

Nein, der imposante Kuppelbau in der Ferne ist keine Moschee, sondern eine ehem. Zigarettenfabrik.

Der "Tabakkontor Yenidze" wurde nach einem nordgriechischen  (damals noch türkischen) Tabakbauerndorf benannt. Er sollte daran erinnern, dass Dresden mal das Mekka der deutschen Zigarettenindustrie war. Leider hatten wir für einen näheren Blick keine Zeit. Wir konnten nur aus dem Zug einen Blick darauf werfen, denn man fährt direkt daran vorbei.

Da wir erst für 14 Uhr Karten für das Grüne Gewölbe hatten, blieb noch Zeit für ein Nickerchen im Hotel.

Das Grüne Gewölbe war ein Highlight unserer Tour. Da die Exponate in den zehn Räume des "Historischen Grünen Gewölbes"  nicht in Vitrinen stehen, dürfen immer nur eine bestimmte Anzahl von Besuchern gleichzeitig hinein. Daher muss man sich rechtzeitig  vor Reiseantritt (z.T. lange im voraus ausgebucht !!) Karten bestellen. Diese Pracht an Silber, Juwelen und anderen kunstvollen Schätzen, z.B. der Hofstaat von Delhi im "Neuen Grünen Gewölbe",  haut einen aus den Socken.

Wer in aller Ruhe diese Schätze bestaunen will, sollte sich viel Zeit nehmen. Wir mussten nach 2 1/2 Std.(!!) abbrechen. Um halb sechs hatten wir einen Tisch im Italienischen Dörfchen am Theaterplatz bestellt, um uns vor dem Opernbesuch noch zu stärken.

Die Semperoper.

Leider etwas zugebaut mit der Open Air Bühne für "Dresden singt und musiziert". Lang Lang sollte an diesem Abend auch auftreten.

Auf dem Weg vom Hotel zur Oper (mit High Heels über Kopfsteinpflaster) zeriss ich mit meiner Handtasche meine Strumpfhose. Ergebnis waren zwei große Laufmaschen. Zum Glück hatte ich Ersatz mit. Also schnell auf die Toilette im Restaurant und umgezogen. Leider zeriss mir beim Umziehen auch noch die Zweite, und zwar richtig. Also das geringere Übel wählen und den ganzen Abend mit der großen Handtasche die Laufmaschen verdecken.

Jetzt ein Radeberger!

Gespielt wurde MacBeth.

Zur Inszenierung bleibt zu sagen: "Resident Evil" trifft "Der schmale Grat". Musik und Sänger toll, an das Bühnenbild hat man sich dann irgendwie auch gewöhnt.

 

Ein Service der Oper. Man muss ja auf dem Laufenden bleiben.

Was fehlt im Bild? Richtig. Jack Nicholson.

Samstag morgen, pünktlich um zehn Uhr besichtigten wir endlich die fertig restaurierte Frauenkirche. Die Tage vorher hatten wir es einfach nicht geschafft, auch nur einen Blick hinein zu werfen.

Vor dem Schauen kommt das Stehen. So sah es den ganzen Tag lang vor dem Eingang aus.

Für acht Euro kann man die Kuppel besteigen und hat einen tollen Ausblick über Dresden.

Zuerst bringt einen ein Fahrstuhl auf 24 Meter. Der Weg führt weiter über schmale Treppen zur sog. Wendelrampe, einem stufenlos ansteigenden Wendelgang, der die äußere Kuppel zweieinhalb Mal umrundet. Dieser Abschnitt ist anstrengend: immerhin hat der früher als „Eselsgang“ genutzte und dementsprechend bezeichnete Weg eine Steigung von 14 Prozent. Über zwei weitere Treppenläufe, einer davon in Form einer steilen Leitertreppe, gelangt man zur 67 m hoch gelegenen Aussichtsplattform.

Links unten die Akademie der Künste.

Unser Hotel. Kommt einem drinnen gar nicht so groß vor.

Schloss (links) und Kathedrale.

Vorne im Bild die Augustusbrücke.

Beim Elbehochwasser 2002 mit 9,70 stand sie unter Wasser. Man kann es sich kaum vorstellen.

Das Besucherzentrum Frauenkirche. Ein starker Kontrast inmitten der historisch restaurierten Altstadt.

Die Rückseite des Besucherzentrums.

Nachdem wir durch den Kuppelaufstieg warm geworden waren, machten wir uns zu Fuß auf in  Richtung Neustadt.

Von der Augustusbrücke nochmal ein Blick zurück auf die Brühl'schen Terrassen.

 

Nach 2,5 Kilometern erreichten wir unser nächstes Ziel: Pfund's Molkerei.

Man kann sie nicht verfehlen, die Reisebusse davor sind schon von weitem zu sehen.

 

"Der schönste Milchladen der Welt"

Vollständig ausgestattet mit handgemalten Fliesen von Villeroy & Boch. (Wenn man vor lauter Leuten überhaupt noch was sieht.)

Auch wir konnten nicht wiederstehen und haben uns für die Rückfahrt mit reichlich Käse eingedeckt.

Mit kiloweise Käse beladen ging es ein Stück des Weges zurück zur Neustädter Markthalle an der schön mit Bäumen eingerahmten Hauptstrasse.

Dort sollte es viele Stände mit DDR-Devotionalien geben. Wir fanden nur einen Konsum (ich glaube, das gilt nicht), ...

...und einen Stand mit russischen Köstlichkeiten.

Nach soviel appetitanregenden Anblicken und dem ordentlichen Fußmarsch war es Zeit zum Essen.

Das es in Dresden ein Mama Africa gab, sorgte bei mir und meinem Vater als riesige Afrikafans für Begeisterungsstürme. Da mussten wir auf jeden Fall essen.

Das ich das noch erleben durfte. Antilope mit Mangos, roter Reis und ein kühles Savanna.

Ich war schon zweimal in Kapstadt und habe es nicht geschafft, ins Original zu gehen. Da musste erst Dresden kommen.


Reichlich gesättigt marschierten wir gen Altstadt zurück. Meine Mutter und meine Schwester brachten den Käse in den Hotelkühlschrank und gingen shoppen, mein Vater und ich ins Hygiene Museum. Auch wenn der Name abschreckend wirkt, ich kann einen Besuch nur empfehlen. Es macht riesigen Spaß. Man kann unheimlich viel selber ausprobieren, alles ist sehr greifbar und verständlich dargestellt. Es gibt zusätzlich wechselnde Ausstellungen, ein eigenes Kindermuseum und man kann sich für Labortage anmelden. Einen halben Tag mindestens sollte man auf jeden Fall einplanen. Es lohnt sich.

Eigentlich wollten wir in dem gemütlichen Wettiner Keller in unserem Hotel nur ein Glas Wein zum Ausklang trinken. Nach dem üppigen Mittagessen war von Hunger keine Rede.

Die Karte war aber so verlockend. Außerdem ist es ja Urlaub.

Das Essen selber grillen auf einem heißen Stein. Schweißtreibend, aber mal was anderes.

...die warme Abendluft,...

...und den Sonnenuntergang genießen.

 

 

Zum Abschied nahmen wir noch einen Absacker im m5, dem Nachtclub unseres Hotels. Man konnte dort so nett an wärmenden Fackeln in der stark belebten Gasse sitzen und die Menschenmassen beobachten, die von einem Konzert in der Frauenkirche zu den Terrassen strömten.

Während wir am Sonntag morgen auf das Taxi zum Bahnhof warteten, durchstöberten wir die Souvenirläden im Hotel.

Leider hatte ich mein letztes Geld für eine Schneekugel mit der Frauenkirche ausgegeben, sonst wäre "Koti" mitgekommen.

Auf Wiedersehen Dresden. Schön war`s.

Wir haben lange nicht alles gesehen und vieles wird sich durch die Bauarbeiten noch verändern. Wir kommen wieder.