09. August 2009

Grense Jakobselv

Während Toby und Anke auf dem Campingplatz blieben, fuhren Taylan und ich nach Grense Jakobselv (dt.: Grenze Jakobsfluß), um wenigstens einmal Rußland gesehen zu haben, wenn auch nur über den Grenzfluß. Die Fahrt nach Rußland selbst, konnten wir mangels Visum nicht mitmachen.

Grense Jakobselv ist ein ehemaliger Fischerort, der im äußersten Nordosten Norwegens liegt. Eine ungefähr 50 km lange Straße führt von Kirkenes dorthin. Am Ende der Straße erreicht man den Ort. Etwas weiter endet die Straße an der Barentsee. Auf dem Weg dorthin fährt man ein gutes Stück direkt am Grenzfluß zwischen Norwegen und Rußland entlang. Man steht am gelben norwegischen Grenzpfahl, blickt 2 Meter die Böschung runter, über den 5 Meter breiten Fluß und sieht dann den rot-grünen russischen Grenzpfahl. In der tiefsten Stelle des Flußes verläuft die Grenze.

Storskog. Der einzige Grenzübergang zwischen Norwegen und Rußland

Während des Kalten Krieges war dies der einzige Grenzübergang zwischen NATO und Sowjetunion, dementsprechend bewacht.

In der Vergrößerung schön zu erkennen: Norwegischer und russischer Grenzpfahl.
 
Wieder ein russischer Grenzpfahl, diesmal etwas weiter nördlich.

Hier die Grenze zu passieren, ist der sichere Weg in ein russisches Gefängnis.


Ein lieblicher Schotterweg auf den letzten Kilometer nach Grense Jakobselv
Immerhin ein Ortsschild gibt es hier.
 
Die "Grensevakt" ist wohl gekentert.
Auch am Ende der Welt hat man keine Ruhe vor Deutschen. Dies waren die einzigen anwesenden Fahrzeuge.

Von links nach rechts: Wiesbaden, Füssen, Landshut, Aschaffenburg.


Ein ehemaliger Pier, der jetzt vom Wasser zerfressen wird.
Trennung des Konvois, Weiterfahrt nach Süden
 

Abends trennten wir uns von Toby und Anke. Wir wollten nun nach Trondheim fahren um Teil zwei unserer Reise anzutreten: Die Norwegischen Fjorde. Wir beide waren noch nie zuvor in Norwegen und wollten somit diesen Pflichtteil einmal abhaken. Unsere Route sah vor, über Tornio nach Trondheim zu fahren, dem Navi folgend. Einige Kilometer hinter der norwegisch-finnischen Grenze sprang in der Dämmerung ein Rentier auf die Straße und machte diese damit dicht. Abstand zum Tier waren etwa 30 Meter, die Geschwindigkeit betrug 70-80 km/h. Ich ging voll in die Eisen. Wir bremsten auf das Rentier zu und waren auf Kollisionskurs. Wir wären nicht mehr rechtzeitig zum Stehen gekommen. Ich löste die Bremse also und versuchte, das Ren zu umfahren. Es hatte sich mittlerweile etwas weiter nach rechts begeben und ich sah die Lücke auf der linken Fahrbahnhälfte. Gegenverkehr gab es keinen. Dem Ren waren wir nun ausgewichen, doch brach nun das Heck aus. Nun mußte ich zwei oder drei Mal gegensteuern, damit wir nicht in den Graben abflogen. Es ging. Wir standen nun mitten auf der Landstraße und sahen hinter uns mindestens 2 mm Reifenprofil in der Luft. Es stank nach Gummi. Doch weder Auto noch Insassen trugen einen Schaden davon. Es war verdammt knapp, aber es hat noch gereicht. Wir atmeten einmal fett durch und stellten fest, dass das ganze ziemlich übel hätte ausgehen können.

Dieser Vorfall sensibilisierte uns. Ich drosselte die Geschwindigkeit auf 60 km/h und wir begannen beide, kontinuierlich den Fahrbahnrand abzusuchen. Das Adrenalin schoß nur so durch uns. Hinter jeder Kurve könnte ein Tier lauern und wenn es nicht auf der Straße steht könnte es uns jederzeit vor das Auto laufen. So krochen wir durch die ewige Dämmerung die finnische Landstraße entlang. Mutigere Zeitgenossen überholten uns hin und wieder.

In Inari erkannten wir den Supermarkt wieder, an dem wir vor ein paar Tagen eingekauft hatten. Aus Spaß warf ich die Frage in den Raum, ob unser Kanister eventuell noch da war. Und tatsächlich: Es hatte ihn keiner mitgenommen und die Müllabfuhr schien auch nicht da gewesen zu sein. Schöner Zufall. Da wieder Kapazitäten im Auto frei waren wurde der Kanister wieder mitgenommen.

Wir hangelten uns mit unserem Tempo von Ortschaft zu Ortschaft, wobei das durchaus mal 100 km Wald sein konnten. Falls uns ein Auto überholte, versuchte ich mich im Kolonnenfahren. An einer Tankstelle hielt ich an. Ich füllte Tank und Kanister mit günstigem Kraftstoff auf. Als wir auch Sodankylä hinter uns gelassen hatten beschlossen wir, bis zur Runway, an der wir schon einmal genächtigt hatten, zu fahren. Als wir sie erreicht hatten stellten wir uns auf den gleichen Platz, klappten die Lehnen nach hinten und pennten. Es war schon fünf Uhr morgens.

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